BANDGESCHICHTE

1991

Es herrscht Aufbruchsstimmung im Nachwende Berlin. Es ist Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Zeit für Neue Musik. Simon Jakob Drees gründet die Band Ahava Raba (Simon Jakob Drees, Jan Hermerschmidt, Cathrin Pfeifer, Tobias Dutschke, Georg Schwark). Ihre Musik ist ein Soundtrack des Übergangs, ein Freispielen aus den Zwängen des sozialistischen Regimes und für Simon Jakob Drees ein ganz persönlicher Loslösungsprozess von einer unerfüllt gebliebenen Liebe. Dazu komponiert der Geiger existenzialistische Klangwelten mit Anleihen aus der jüdischen Musik, die nach der Wende greifbarer geworden ist. Unverwechselbar, voller Spannung, Dramatik und Selbstfindung in den Tönen, geprägt durch Obertongesang und Klezmermusik. Simon Jakob Drees findet Halt im Unhaltbaren der Musik. Ein erstes Programm entsteht mit jiddischem Schwerpunkt. Es wird sofort vom Berliner Label Buschfunk als CD verlegt.

1994

Simon Jakob Drees reist ein Jahr durch Asien. Er entdeckt und erspielt sich die musikalischen Ursprünge des östlichen Kontinents. Zurück in Berlin komponiert er für Ahava Raba das experimentelle und von asiatischer und osteuropäischer Musik beeinflusste Programm „Turkmenische Schnitte“.

1999

Der amerikanische Avantgarde-Musiker und Produzent John Zorn wird auf Ahava Raba aufmerksam veröffentlicht auf seinem New Yorker Label Tzadik mit der Platte „Kete Kuf“ von Ahava Raba erstmals eine deutsche Band.

2000

Ahava Raba löst sich auf. In anderen Lebensbereichen gibt es ein Happy End. Simon Jakob Drees bekommt eine Tochter. Und zwar mit jener Frau, die ihn Anfang der neunziger Jahre zurückwies und ihn dadurch motiviert hat, Ahava Raba zu gründen.

2017

Ahava Raba formiert sich neu als „Ahava Nada“. Simon Jakob Drees setzt dabei auf erfahrene Musikerkollegen, mit denen er seit Jahren eng zusammenarbeitet. Neben Simon Jakob Drees (Komposition, Violine, Obertongesang, Gesang) besteht die Band aus Nathan Bontrager (Cello, Gesang), Jan Hermerschmidt (Klarinette, Gesang) und Uwe Steger (Akkordeon, Gesang).

2018

Ahava Nada geht mit dem neuen Programm „Schöpfen aus Nichts“ auf Tour.
Anlässlich der Berliner Premiere des neuen Programms in der Villa Elisabeth (10. März 2018) erscheint die DVD „Ahava Nada“.

Musiker

Simon Jakob Drees | Foto: www.catonbed.de

Simon Jakob Drees 
Violine | Viola | Gesang | Komposition

Simon Jakob Drees ist ein musikalisches Phänomen. Seit über dreissig Jahren prägt der Geiger, Sänger und Komponist die Berliner Szene für experimentelle Musik. Er performt mit seinem zum Instrument umgebauten Fahrrad in Galerien, ist gefragter Obertonsänger, komponiert Chorwerke („Ich und Du.“ Oratorium an die Liebe 2000; Mirkaledo Krabat 2006), übernimmt die musikalische Leitung für Theaterproduktionen (Deutsches Theater Berlin, Theater Junge Generation Dresden, Poetenpack), führt eine Praxis für Gestalt-Musiktherapie und ist der Kopf der Band Ahava Nada.

Der studierte Violinist hat schon früh die Grenzen der klassischen Musik überschritten. Mit Mitte zwanzig tourt er ein Jahr durch Asien und verdient sich Kost und Logis bei spontanen Konzerten mit der Geige. Mitgebracht hat er traditionelle Melodien aus Turkmenistan, Indien und der Mongolei, die noch heute in seinen Kompositionen anklingen. Simon Jakob Drees nimmt seine Zuhörer mit auf musikalische Reisen. Egal, ob er dabei den Schleudergang einschaltet oder das Publikum zu behutsamen Melodien führt, am Ende kommt jeder bei sich selbst an. Ganz getreu seinem Motto „Ich bin da, als der der ich da bin. Nichts weiter.“ 

www.simonjakobdrees.de

Jan Hermerschmidt

Jan Hermerschmidt 
Klarinette | Stimme

Mit seinem facettenreichen Spiel heizt der Balkanmusik- und Klezmerprofi seinen Zuhörern ordentlich ein. Jan Hermerschmidt zählt zu den gefragtesten Klarinettisten für jüdische Musik im deutschsprachigen Raum. Zusammen mit der Klezmerband „Aufwind“ konzertiert er in den USA, Südamerika und Europa. Schon im Sommer 1990 lädt Giora Feidman „Aufwind“ als erste ausländische Gruppe an das Klezmerfestival nach Safed in Israel ein. „Ich bin von der jüdischen Kultur begeistert“, sagt Hermerschmidt, der auch an einer jüdischen Schule Musik unterrichtet.
Seine jahrzehntelange Erfahrung bei über 50 CD-Produktionen und als Klarinettist in den Bands von Gerhard Schöne, Hans-Eckardt Wenzel, Karsten Troyke und in anderen Ensembles gibt Jan Hermerschmidt als Bandcoach und Klarinettenlehrer weiter. Immer wieder wirkt Hermerschmidt an Theaterproduktionen mit, etwa am Maxim-Gorki-Theater Berlin und am Staatstheater Cottbus. Ganz gleich, ob im Theater oder im Konzertsaal, Jan Hermerschmidt singt, flüstert und verführt mit seiner Klarinette auf jeder Bühne.

www.hermerschmidt.de

Uwe Steger

Uwe Steger 
Akkordeon | Stimme

Schneller als man schauen kann, fliegen Uwe Stegers Finger über die Tasten und Bassknöpfe seines Akkordeons. Auf die Frage, wie er das macht, gibt er eine einfache Antwort. „Beim Spielen bin ich im Flow. Meine Hände ordnen sich total der Musik unter.“ Mit seiner Virtuosität hat sich Uwe Steger den Sieg renommierter Wettbewerbe erspielt. Er war Stipendiat der Yehudi-Menuhin- Stiftung und wird seit 2007 vom japanischen Instrumentenbauer Roland und dem italienischen Akkordeonhersteller Bugari gesponsert.

Der Akkordeonist beherrscht die Klangwelten von Filmmusiken wie „Harry Potter“ oder „Catch me if you can“ ebenso selbstverständlich wie die von klassischen Komponisten wie Louis Claude Daquin oder Domenico Scarlatti. Seit 2008 ist Uwe Steger Dozent an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Er spielte zusammen mit Klaus Hoffmann, Monserrat Caballé und arbeitet regelmässig mit den namhaften Orchestern Mitteldeutschlands, zum Beispiel mit dem Gewandhausorchester Leipzig. Uwe Stegers Auftritte sind so mutig wie lustvoll und es kann einem nichts besseres passieren, als den charismatischen Akkordeonisten bei einem seiner Cross-over Programme live zu erleben.

www.uwe-steger.de

Nathan Bontrager

Nathan Bontrager
Cello | Stimme

Nathan Bontrager ist an vielen Orten zu Hause. In New York genauso wie in Köln. Beim Spielen von John Dowland auf der Diskantgambe ebenso wie in der Improvisationsmusik. Dabei reitet der gebürtige Amerikaner wie ein erfahrener Cowboy mit seinen Celli zielsicher durch alle musikalischen Weiten. In seinen Satteltaschen trägt er drei Masterabschlüsse: Viola da Gamba (Hochschule für Musik und Tanz Köln, 2016), Barockcello (Folkwang Universität der Künste Essen, 2014) und Cello (University of Maryland Baltimore, 2009).
Kein Wunder, dass er deshalb bei vielen Kollegen als versierter Spielpartner gefragt ist. Nathan Bontrager spielt mit dem Jazzgitarristen Marc Ribot, im Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld in Jan Böhmermanns Fernsehshow „Neo Magazin Royale“ und im Barockensemble O'Henry Gambenconsort.
Geht es traditioneller zu, zückt Bontrager für Folkmusik neben seinem Cello auch die Geige oder das Banjo. Als Komponist schreibt er Stücke für Solocello, Chor und Kammermusikensemble. „Ich bin ein umtriebiger Musikabenteurer“, sagt Nathan Bontrager augenzwinkernd über sich selbst.

www.nathanbontrager.com